Dossier
“Auszubildende von notleidenden Betrieben brauchen in der Corona-Krise besonderen Schutz, damit sie ihre Berufsausbildung abschließen können. Forderungen aus der Wirtschaft, sie mit weniger Geld in Kurzarbeit zu schicken, sind unakzeptabel. Die Corona-Krise betrifft massiv auch die duale Berufsausbildung. Derzeit werden vermehrt Auszubildende in Betrieben einfach nach Hause geschickt. Die Vorgesetzten haben mit dem Managen der Krise oft andere Sorgen, als sich um die Auszubildenden zu kümmern. Berufsschulen haben geschlossen und auch die überbetrieblichen Ausbildungszentren im Handwerk sind wegen der Ansteckungsgefahr bis auf Weiteres dicht. Manche junge Menschen fallen da regelrecht in ein Loch. Zusätzlich hat jetzt ein Vorstoß aus der Wirtschaft für Verunsicherung gesorgt. Der Zentralverband des Handwerks (ZDH) und der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) fordern, dass Betriebe für Azubis vom ersten Tag an Kurzarbeitergeld beantragen können, um Personalkosten zu sparen. Erste notleidende Betriebe haben offenbar schon damit gedroht, ihren Auszubildenden sogar zu kündigen. Die von ZDH und DIHK gestellte Forderung würde bedeuten: Statt der Ausbildungsvergütung bekämen Auszubildende nur noch das gesetzliche Kurzarbeitergeld von 60 Prozent der Nettoausbildungsvergütung. Das ist viel zu wenig, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Längst nicht alle Auszubildenden wohnen kostenfrei bei den Eltern, sondern müssen auch noch ihre Miete bezahlen. Die IG Metall weist das Ansinnen von DIHK und ZDH strikt zurück…” IG Metall-Meldung vom 1. April 2020
und dazu auch:
- Ausbildungsstart: DGB-Jugend fordert mehr Engagement von Betrieben – diese Rechte haben Auszubildende /IG Metall: Es darf keine Corona-Generation geben
- Ausbildungsstart: DGB-Jugend fordert mehr Engagement von Betrieben – diese Rechte haben Auszubildende
“Im August und September beginnt normalerweise für viele Jugendliche das neue Ausbildungsjahr. Doch coronabedingt halten sich in diesem Jahr viele Ausbildungsbetriebe und Jugendliche spürbar zurück. Bislang wurden 43.000 weniger betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet als im Vorjahreszeitraum. Die DGB-Bundesjugendsekretärin Manuela Conte sagte am Freitag in Berlin: „Die Betriebe müssen den Arbeitsagenturen schnellstens ihre freien Ausbildungsplätze melden. Wer jetzt an der Ausbildung spart, wird spätestens nach Corona über den Fachkräftemangel klagen. Zurückhaltung ist hier nicht angebracht.“ Den Schulabgängerinnen und Schulabgängern empfahl Conte: „Bewerbt euch jetzt, um erfolgreich ins neue Ausbildungsjahr zu starten. Auch nach dem 1. September kann man jederzeit eine Ausbildung beginnen.“…” PM vom 31.07.2020 bei der DGB-Jugendsamt “Die wichtigsten Fragen und Antworten”. Siehe auch Corona-Virus/Covid-19: Informationen und Hilfestellungen für Auszubildende bei der DGB-Jugend
- Ausbildung und Übernahme: IG Metall: Es darf keine Corona-Generation geben
“Die Corona-Pandemie trifft junge Menschen, die ins Arbeitsleben starten, stark. Betriebe wollen weniger ausbilden. Auch Werkstudierende und Ferienjobber sind betroffen. Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall, fordert Arbeitgeber und Politik zu größeren Anstrengungen auf. (…) Die IG Metall Jugend will solidarisch durch die Krise – und die Zukunftschancen der jungen Generation erhalten. Dafür tritt sie mit ihrer Kampagne ORGANiCEsolidarity an. Ihre Ziele: Weiterführung der Ausbildung in der erforderlichen Qualität. Erfolgreichen Abschluss sicherstellen. Fortzahlung der Ausbildungsvergütung. Übernahme sichern. Und schließlich die Anzahl der Ausbildungsplätze sichern. Vom 28. September bis 2. Oktober findet deshalb die Aktionswoche „ORGANiCEsolidarity – Ausbildung und (duales) Studium sichern“ statt. Zum Ausbildungsstart sollen zahlreich dezentral organisierte Veranstaltungen in den Betrieben und in der Öffentlichkeit zeigen, dass in der Krise auch eine Chance steckt, wenn alle solidarisch zusammenstehen. Die Mitgliederoffensive gipfelt am 2. Oktober im “ORGANiCE-Solidarity-Day”, einem Öffentlichen-Streaming-Event mit abwechslungsreichen Formaten…” IG Metall-Meldung vom 30. Juli 2020, siehe dazu #ORGANiCEsolidarity bei der IG Metall-Jugend
- Ausbildungsstart: DGB-Jugend fordert mehr Engagement von Betrieben – diese Rechte haben Auszubildende
- FAQ zu Corona für Auszubildende der ver.di-Jugend
- Allianz für Aus- und Weiterbildung: Ausbildung: Maßnahmen zur Stabilisierung vereinbart /NGG: „Wer trotz Kurzarbeit ausbildet, soll Bonus bekommen“
- Allianz für Aus- und Weiterbildung: Ausbildung: Maßnahmen zur Stabilisierung vereinbart
“In diesen Tagen schließen viele Schulabgänger ihre Ausbildungsverträge ab – eigentlich. Denn die Lage auf dem Ausbildungsmarkt droht sich durch die Corona-Krise zu verschlechtern. Der DGB hatte einen Schutzschirm für Ausbildung gefordert. (…) Die Partner der Allianz für Aus- und Weiterbildung haben heute Maßnahmen vereinbart, um die Auswirkungen der Corona-Krise auf die duale Ausbildung abzufedern. Vertreter der Bundesregierung, der Bundesagentur für Arbeit, der Länder, der Gewerkschaften und der Arbeitgeber haben heute unter Vorsitz von Bundeswirtschaftsminister Altmaier eine Gemeinsame Erklärung der Allianz für Aus- und Weiterbildung abgegeben. Die Partner wollen dafür sorgen, dass Auszubildende trotz der derzeit schwierigen Situation ihre Ausbildung fortsetzen und ihre Prüfung ablegen können. Zudem verfolgen sie gemeinsam das Ziel, auch in den kommenden Ausbildungsjahren genügend Ausbildungsplätze anbieten zu können. (…) “Die Allianz spannt heute einen Schutzschirm für Ausbildung auf. Mit allen Maßnahmen, die wir heute auf den Weg bringen, senden wir ein starkes Signal: Wir kämpfen um jeden Ausbildungsplatz”, so die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack. “Übernahmeprämie, Verbund- und Auftragsausbildung und als letztes Auffangnetz die außerbetriebliche Ausbildung werden helfen, die Zukunftschancen der jungen Generation zu sichern. Damit sagen wir den Jugendlichen: Ihr werdet gebraucht. Bewerbt Euch um einen Ausbildungsplatz, geht auf die Betriebe zu, nutzt die vielen Ausbildungsplatzbörsen und Beratungsangebote. Wir sagen aber auch den Betrieben: Bilden Sie aus, kümmern Sie sich um Auszubildende, damit der Corona-Krise nicht die Fachkräfte-Krise folgt.” DGB-Meldung vom 26. Mai 2020zur 8‑seitigen Gemeinsamen Erklärung der Allianz für Aus- und Weiterbildung
- Gewerkschaft NGG: „Wer trotz Kurzarbeit ausbildet, soll Bonus bekommen“
“Mit Blick auf die Folgen der Coronavirus-Pandemie für den Ausbildungsmarkt fordert die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) einen staatlichen Bonus für Unternehmen, die trotz Kurzarbeit an der Berufsausbildung festhalten. (…) Wie dies gehen könne, zeige das Beispiel Mecklenburg-Vorpommern. Dort übernimmt die Landesregierung 80 Prozent der Ausbildungsvergütungen in Unternehmen, wenn trotz Kurzarbeit die Ausbildung fortgesetzt wird. Im Rahmen des für nach Pfingsten angekündigten Konjunkturpakets müsse der Bund außerdem Mittel für einen „Schutzschirm Ausbildung“ mobilisieren. Die duale Ausbildung sei ein „Erfolgsmodell“, das Deutschland beim Weg aus der Krise helfen könne. Zugleich begrüßt die Gewerkschaft NGG die an diesem Dienstag vorgestellten Ergebnisse der Allianz für Aus- und Weiterbildung. (…) Nach einer aktuellen Prognose des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) könnten durch die Coronavirus-Pandemie in diesem Jahr mindestens 25.000 Ausbildungsplätze verloren gehen. Zu den am meisten betroffenen Branchen gehört das Gastgewerbe. Weil dort „keine Nachholeffekte in der Post-Corona-Zeit erwartet werden“ könnten, müssten Unternehmen gezielt unterstützt werden, so die Forscher.” NGG-Pressemeldung vom 26. Mai 2020
- Allianz für Aus- und Weiterbildung: Ausbildung: Maßnahmen zur Stabilisierung vereinbart
- IG BAU-Jugend: Arbeitgeber dürfen ihre Probleme nicht auf Kosten der Jungen lösen
“Weil die Großen Probleme haben, sollen die Kleinen dran glauben – dieser jüngste Vorschlag der Arbeitgeberverbände bringt die Gewerkschaftsjugend auf die Barrikaden. Die junge BAU wird keine Abstriche bei der Ausbildung dulden. Gemeinsam mit der DGB-Jugend kämpft die Jugendorganisation der IG BAU gegen die Idee der Arbeitgeber, Auszubildenden die Vergütung zu kappen. Dabei besteht für Auszubildende ein besonderer Schutz. Das Gesetz (§ 19 BBiG) sieht vor, dass Auszubildende bis zu sechs Wochen ihre Vergütung bekommen müssen – auch wenn die Berufsausbildung ausfällt. Genau diese Regelung wollen die Arbeitgeber nun ändern. Es soll vom ersten Tag des Arbeitsausfalls nur noch Kurzarbeitergeld geben. Hintergrund ist ihre Angst davor, die Höhe von eineinhalb Auszubildendenvergütungen bedeute in der Corona-Krise ihren Ruin. Dabei erhalten viele Unterstützung vom Staat. „Auch Kleinunternehmer wie etwa viele Handwerker erhalten unkompliziert und schnell Hilfe vom Staat in bis zu fünfstelliger Höhe. Manche glauben wohl, das Geld wird ihnen für ihren Privatsäckel gezahlt“, sagte IG BAU-Bundesvorstandsmitglied Nicole Simons. „Sie tragen aber Verantwortung für die Jungen in ihrem Betrieb. Deren Ausbildung steht nicht ohne Grund unter besonderem Schutz des Rechts. Schließlich bereiten sie mit der Berufsausbildung ihre Zukunft vor. Ein wichtiger Schritt für jeden Einzelnen, aber auch für unsere Gesellschaft insgesamt. Ohne junge und gut qualifizierte Menschen wird es nicht gelingen, den krisenbedingten Konjunktureinbruch zu bewältigen. Umso wichtiger ist es, dass die Ausbildung jetzt weitergeht. Der gesetzliche Schutz der Auszubildenden darf nicht angerührt werden. Im Gegenteil: Die Politik muss mehr für die Auszubildenden tun und nicht weniger.“ Pressemitteilung der IG Bau vom 6. April 2020
Der Beitrag Keine Verschlechterung für Auszubildende wegen Corona erschien zuerst auf LabourNet Germany.