Swiggy wurde als Essenslieferdienst 2014 in Bangalore gegründet – und beschäftigt heute über 200.000 Menschen in mehr als 100 Städten Indiens. Und ist mit verschiedenen Tochterunternehmen beziehungsweise Ausgründungen längst mehr als ein Lieferservice. Vor allem aber: Nutzt die Epidemie-Krise in Indien, um das Einkommen der Fahrer zu kürzen – was auf massiven Widerstand stößt, der sich im ersten Streik der Unternehmensgeschichte zeigt. Ein Streik, der am 14. August 2020 in Chennai begann, und dann auf mehrere weitere Städte ausgedehnt wurde, darunter auch Hyderabad. Denn im August wurden rund 20 verschiedene Kürzungsmaßnahmen wirksam, die das Einkommen der Kuriere beinahe halbieren sollten, in der Regel über den Weg der Streichung von Zulagen. In dem Bericht „Swiggy Delivery Executives Strike in Chennai and Hyderabad Over Reduction in Payment“ am 19. August 2020 bei The Wire
wird das Unternehmen mit Aussagen zitiert, dass diese Vorwürfe nicht zuträfen, weil immer nur ein Teil eines komplexen Berechnungsschemas beachtet werde. Die Streikenden sehen allerdings das Ergebnis ganz „unkomplex“ in ihrem Geldbeutel – und verweisen darauf, dass sie bereits eine erste Kürzungsrunde im Frühjahr 2020 hingenommen hätten, jetzt aber nicht mehr könnten und nicht mehr wollten. Siehe dazu auch einen Twitter-Kanal der neuen unabhängigen Branchengewerkschaft mit zahlreichen Meldungen und Videos zum aktuellen Streik – und einen Beitrag von Anfang 2020 über die Gründe für die weitgehende Nichtbeteiligung der Millionen Gig-Worker am damaligen Generalstreik:
- „AIGWU – All India Gig Workers Union“
ist der Twitter-Kanal einer der in der Branche neu gegründeten unabhängigen Gewerkschaften – die bei diesem Streik eine ganze Reihe von Meldungen publiziert, in denen Streikende ihre konkreten persönlichen Gründe für ihre Streikteilnahme darlegen – Gründe, die allesamt deutlich gegen die Verlautbarungen des Unternehmens sprechen…
- „Why Gig Workers Should Find a Space in India’s Labour Rights Movement“ von Bhavani Seetharaman am 18. Januar 2020 ebenfalls bei The Wire
war ein Beitrag aus Anlass des damaligen Generalstreiks, der sich der Frage widmete, warum die etwa 3 Millionen „Gig-Worker“ in Indien sich weitgehend nicht an dem Generalstreik beteiligten – und sieht ein wesentliches Problem darin, dass in der parteipolitisch geprägten Gewerkschaftslandschafts Indiens die zahlreichen neuen Gewerkschaften in diesen Bereichen bisher keinen Platz gefunden hätten.
- Siehe zum Generalstreik im Januar 2020: Wogegen sich der indische Generalstreik am 08. Januar 2020 richtet: Der Kern der neuen Arbeitsgesetze der Rechtsregierung heißt „freie Bahn der Zeitarbeit“ (mit einem indischen Liveticker) und danach: „Was Indien an diesem Tag erlebt hat, war mehr als ein Protest-Generalstreik: Es war ein Aufbegehren gegen eine Regierung, die einen neoliberalen Klerikalfaschismus systematisch vorantreibt“
Der Beitrag Swiggy: Indiens größter Lieferservice wird erstmals bestreikt erschien zuerst auf LabourNet Germany.