Dossier
“Noch in diesem Frühjahr will die EU-Grenzagentur Frontex mit unbemannten Luftfahrzeugen über dem Mittelmeer patrouillieren. Ähnliche Einsätze erfolgten kürzlich mit “Predator”-Drohnen der italienischen Luftwaffe (…) Demnach hat die Agentur bereits zwei Verträge für verschieden große Drohnen der MALE-Klasse unterschrieben. Es handelt sich um ein Pilotprojekt, mit dem Frontex den Nutzen größerer Drohnen für die Grenzüberwachung untersucht. Seit vielen Jahren führt die Agentur hierzu Marktsichtungen, Tests und Konferenzen durch (…) Die unbemannten Plattformen sollen an 120 Kalendertagen des Jahres in die Luft steigen. Insgesamt sind 900 Flugstunden anvisiert. Ein nicht genannter Mitgliedstaat ist für die Durchführung verantwortlich, außerdem arbeitet Frontex mit der Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs (EMSA) und der Fischereiaufsichtsagentur (EFCA) zusammen. Frontex, die EMSA und die EFCA fusionieren ihre Aufklärungskapazitäten als neue “Agentur für die Grenz- und Küstenwache”. (…) Frontex arbeitet auch mit der EU-Militärmission EUNAVFOR MED zusammen. Dort wird gerade eine “Zelle für Kriminalitätsinformationen” eingerichtet, in der militärische, polizeiliche und grenzpolizeiliche Behörden Lagebilder und Personendaten austauschen wollen.” Artikel von Matthias Monroy vom 02. Mai 2018 bei telepolis
und neu dazu:
- Aufträge an Rüstungskonzerne: Italien und Frontex überwachen das Mittelmeer jetzt mit Drohnen
“Die Europäische Union hat die mehrjährige Stationierung großer Drohnen im Mittelmeer beschlossen, jetzt zieht Italien nach. Die begünstigten Firmen aus Israel und Italien haben in den vergangenen Jahren bereits Tests für Frontex durchgeführt. Das italienische Innenministerium stellt 7,2 Millionen Euro für den Betrieb von Drohnen im zentralen Mittelmeer zur Verfügung. Für die Polizei und die ebenfalls für die Grenzsicherung zuständige Finanzpolizei sollen die unbemannten Luftfahrzeuge bei Tag und Nacht irreguläre Migration aus Ländern wie Libyen und Tunesien überwachen. Die EU-Kommission übernimmt die Hälfte der Kosten über den Fonds für innere Sicherheit. Den Auftrag hat offenbar der italienische Rüstungskonzern Leonardo erhalten. Für zunächst ein Jahr soll die Firma bis zu 1.800 Flugstunden bereitstellen. Die Stationierung der Drohnen erfolgt auf den sizilianischen Flughäfen Trapani, Lampedusa oder Ragusa, als Einsatzradius fordert das Innenministerium rund 550 Kilometer. Der Vertrag hat eine Laufzeit von zunächst einem Jahr und kann zweimal verlängert werden. (…) Noch ist unklar, wo die Stationierung der nun beschlossenen Frontex-Drohnen erfolgt, in der Ausschreibung ist die Rede von Griechenland, Italien oder Malta. Den Einsatzradius gibt Frontex wie das italienische Innenministerium mit 500 Kilometern an, die Drohne kann dabei mehr als 24 Stunden in der Luft bleiben. Die bei den Missionen anfallenden Informationen will Frontex ebenfalls an die libysche Küstenwache übermitteln…” Beitrag von Matthias Monroy vom 26. Oktober 2020 bei Netzpolitik.org - Neue Frontex-Verordnung: Aufrüstung der Festung Europa
“Die Europäische Union baut eine Grenztruppe mit 10.000 Einsatzkräften auf, den größten Teil stellt die Bundespolizei. Die neue Kommissionspräsidentin will die Truppe bereits in 2024 komplett haben. Frontex erhält außerdem mehr Kompetenzen und verändert ihre Organisationsstruktur. Mit einer „Ständigen Reserve“ („Standing Corps“) von 10.000 zusätzlichen Einsatzkräften perfektioniert die EU-Grenzagentur Frontex die Abschottung der Europäischen Union. So steht es in dem Vorschlag der EU- Kommission vom 12. September 2018 zur Änderung der Verordnung über die Europäische Grenz- und Küstenwache (EBCG). Die neue Grenztruppe soll Übertritte an den Außengrenzen Europas verhindern sowie Rückführungen und Abschiebungen durchführen. (…) Der Rat und das alte Europäische Parlament haben dem Aufwuchs von Frontex bereits grundsätzlich zugestimmt, nach einer linguistischen Korrektur (das sogenannte Artikel 241-Verfahren) beschließen die Mitgliedstaaten und das neue Parlament den Rechtsakt in einer ihrer nächsten Sitzungen abermals formal. Nach ihrer Veröffentlichung im Amtsblatt der Europäischen Union tritt die Verordnung dann vermutlich noch in diesem Jahr in Kraft. (…) Frontex hat außerdem ihre Überwachungsfähigkeiten verstärkt. Die Grenzagentur betreibt das Überwachungssystem EUROSUR, das unter anderem die Küstenregionen von Algerien, Tunesien und Libyen überwacht. Hierfür testet Frontex den Einsatz von Drohnen, die ursprünglich für das Militär entwickelt wurden. Die Ausforschung dieses „Grenzvorbereichs“ vor Nordafrika wird nun auf neue Gebiete ausgeweitet. (…) Wegen des völkerrechtlichen Non-refoulement-Gebots darf Frontex keine Geflüchteten an einer EU-Außengrenze zurückweisen. Im Bereich der Grenzüberwachung ist das neue „Standing Corps“ deshalb für den Einsatz in Drittstaaten gedacht. Die neue Frontex-Verordnung erleichtert solche Einsätze außerhalb der EU. Einer dortigen Durchführung von Rückführungen und Abschiebungen wollte das EU-Parlament allerdings nicht zustimmen. (…) Ein erstes operatives Abkommen mit einem Drittstaat hat die Grenzagentur mit Albanien geschlossen, der Einsatz begann im Mai dieses Jahres. Weitere Abkommen mit den Regierungen in Bosnien, Serbien, Mazedonien und Montenegro sind bereits verhandelt, müssen dort aber noch den Gesetzgebungsprozess durchlaufen. (…) Anfang Dezember tritt die VO in Kraft.” Beitrag von Matthias Monroy vom 30. September 2019 bei clip.demit Link zur Frontex-Verordnung (337 Seiten) auf Deutsch – siehe dazu:
- Frontex hat ein Waffenproblem
“Gemäß der neuen Verordnung sollen 3.000 Einsatzkräfte Frontex direkt unterstellt werden. Erstmals befehligt die Europäische Union damit eine Polizeitruppe mit einheitlicher Uniform. Allerdings gibt es keine Rechtsgrundlage für den Erwerb von Waffen, Munition und „nicht-tödlicher Ausrüstung“. Bis 2027 will die EU-Grenzagentur eine „Ständige Reserve“ von 10.000 GrenzpolizistInnen aufbauen. Das Personal, das bis zum kommenden Jahr bereits zu fast zwei Dritteln rekrutiert sein soll, unterteilt sich in vier Kategorien. 3.000 zusätzliche Kräfte der „Kategorie 1“ sollen direkt dem Hauptquartier der Agentur in Warschau unterstehen und sind dann unmittelbar bei Frontex angestellt. Derzeit sind dort rund 1.500 meist zivile BeamtInnen tätig. Für den Aufwuchs verlegt Frontex 2024 seinen Sitz
in einen ebenfalls in der polnischen Hauptstadt errichteten Neubau. Mit 1.500 BeamtInnen für „langfristige Entsendungen“ stellt die „Kategorie 2“ einen vergleichsweise kleinen Teil der „Ständigen Reserve“. Dabei handelt es sich um Personal der Mitgliedstaaten, das für mindestens 24 Monate zu Frontex abgeordnet wird. Die deutsche Bundespolizei wird zunächst 61 PolizistInnen abstellen, später sollen es insgesamt 225 werden. Für Kurzzeitentsendungen der „Kategorie 3“ will Frontex 5.500 BeamtInnen aus den Mitgliedstaaten mobilisieren, in der „Reserve für Soforteinsätze“ weitere 1.500. Hier greift die Agentur auf die bestehenden „Soforteinsatzteams“
zurück, die bislang nur in Griechenland zum Einsatz kamen. (…) Aus den Mitgliedstaaten entsandte Einsatzkräfte sind mit den dort üblichen Einsatzmitteln bewaffnet, darunter Dienstpistole, Schlagstock, Pfefferspray, Tränengas oder Handschellen. Auch das Personal der „Kategorie 1“ soll mit Waffen, Munition und anderen Einsatzmitteln für die Ausübung von Zwang ausgestattet werden. Dabei ergeben sich jedoch rechtliche Probleme, denn Frontex hat offenbar nicht bedacht, dass die neue Verordnung keine Rechtsgrundlage
für eigene Schusswaffen beinhaltet…” Artikel von Matthias Monroy vom 23. September 2020 bei cilip
- Frontex hat ein Waffenproblem
- »Damit soll die Festung Europa perfektioniert werden«. EU-Projekte wie »Seepferdchen Mittelmeer« binden Drittstaaten in Überwachungssysteme ein
“[ Für das Abfangen von Flüchtlingsbooten ist Libyens sogenannte Küstenwache seit Jahren von der EU aufgerüstet worden. Dazu diente auch das Projekt »Seepferdchen Mittelmeer«, über das eine Anfrage der Linken im EU-Parlament jetzt neue Details zutage brachte. Was hat es damit auf sich?] Es gibt in Libyen zwei Einheiten für die maritime Sicherheit. Die Seepolizei soll die Häfen und Hoheitsgewässer kontrollieren, außerhalb davon ist die »Küstenwache« zuständig. Beide werden von der EU unterstützt und ausgebildet: die Seepolizei von Frontex, der EU-Grenzagentur, und die Küstenwache von Militär aus Italien, Spanien oder auch Deutschland. Die libyschen Behörden erhalten außerdem neue Möglichkeiten zur Meeresüberwachung sowie ein Lagezentrum für die Seenotrettung. In »Seepferdchen Mittelmeer« werden all diese neuen Strukturen in Libyen in ein Kommunikationsnetz der europäischen Mittelmeeranrainer eingebunden. Darüber werden dann Informationen über Vorfälle auf hoher See geteilt. (…) Die Grenzagentur will bald für mehrere Jahre große Drohnen im zentralen Mittelmeer stationieren, die eine Reichweite von mehreren hundert Kilometern haben und 20 Stunden in der Luft bleiben können sollen. (…) Die größten Summen verschlingen Satelliten- und Drohnentechnologien. Allein die »Weltraumdatenautobahn« von Airbus, über die Frontex die Informationen aus dem All erhält, kostete europäische Steuerzahler eine dreistellige Millionensumme…” Interview von Kristian Stemmler in der jungen Welt vom 04.06.2020mit Matthias Monroy, Mitglied der Redaktion der Zeitschrift Bürgerrechte und Polizei/CILIP
- EU weitet Meeresüberwachung mit Drohnen aus
“… Die Europäische Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs (EMSA) hat ihre Drohnenflüge auf insgesamt sechs EU-Mitgliedstaaten ausgeweitet. Laut der EU-Kommissarin für Verkehr, Violeta Bulc, fliegen unbemannte Luftfahrzeuge verschiedener Größen in Portugal, Spanien, Dänemark, Griechenland, Kroatien und Italien, außerdem finden Einsätze in Island statt. Die Überwachungsdienste werden für die Küstenwachen der jeweiligen Länder erledigt. Verfolgt werden die irreguläre Einwanderung, Schmuggel, illegale Fischerei sowie Luft- und Meeresverschmutzung. Bei Bedarf können die Drohnen auch der Seenotrettung helfen. Für die Integration der Drohnen in den allgemeinen Luftverkehr arbeitet die EMSA mit der Europäischen Agentur für Flugsicherheit zusammen. (…) Die Flüge erfolgen nicht nur für die nationalen Behörden, die für die Schifffahrt verantwortlich sind. Auch die Grenzagentur Frontex und die dort zusammengeschlossenen Grenzbehörden machen von den Aufklärungsdaten der EMSA Gebrauch. Grundlage ist eine Arbeitsvereinbarung, an der sich außerdem die Europäische Fischereiaufsichtsagentur (EFCA) beteiligt. Die drei Agenturen koordinieren zusammen rund 300 zivile und militärische Behörden, die für die Seesicherheit in den EU-Mitgliedstaaten verantwortlich sind. Mit dem Abkommen wollen sie gegenseitig von ihren Überwachungstätigkeiten profitieren. Während Frontex auf Satellitenaufklärung und die Grenzüberwachung mit Flugzeugen spezialisiert ist, entwickelt die EMSA seit 2017 den Drohnendienst. Letztes Jahr hatten die Agenturen erste gemeinsame Tests mit verschiedenen Drohnen als erfolgreich bewertet. (…) Ähnliche Forschungen für unbemannte Systeme an Land, zu Wasser und in der Luft finanziert die EU-Kommission im Projekt ROBORDER, entsprechende Tests erfolgen in mehreren Mitgliedstaaten.” Beitrag von Matthias Monroy vom 27. September 2019 bei Netzpolitik
Der Beitrag EU startet Langstreckendrohnen zur Grenzüberwachung erschien zuerst auf LabourNet Germany.